Auswirkungen von COPD und Lungenemphysem auf Alltag, Psyche und Lebensqualität der Betroffenen
Datum: Montag, dem 06. Juli 2015
Thema: Gesundheit Infos


COPD - Auswirkungen auf Alltag, Psyche und Lebensqualität

Angst und Depression bei COPD - ein unterschätztes Begleitphänomen?
Wir wissen heute, dass die COPD nicht mehr nur als Lungenerkrankung zu sehen ist, sondern vielmehr eine Reihe von anderen Begleitphänomenen das Krankheitserleben mitbestimmen, den Verlauf beeinflussen und somit für den gesamten Behandlungsansatz von Bedeutung sind. Das psychische Befinden spielt neben Veränderungen am Herz-Kreislauf-System, der Muskulatur, dem Knochen sowie Stoffwechsel-Phänomenen eine immer noch vergleichsweise wenig beachtete und scheinbar untergeordnete Rolle.

In den bisherigen Studien wurde v. a. die Depression beleuchtet. Aktuell rücken aber Angst- und Paniksymptome zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses. COPD-Patienten erleben nicht nur häufig Angst oder Panik bei Atemnot, sondern viele leiden auch unter Ängsten bzgl. des Fortschreitens der Krankheit oder unter Ängsten, die sich auf die Endphase des Lebens ("End of Life Ängste") beziehen.
Mit Blick auf die Bedrohlichkeit des Hauptsymptoms Atemnot ist ein sich gegenseitiges Bedingen von körperlichem (Atemeinschränkung) und psychischem Befinden (Not beim Atmen) nicht überraschend. Atemnot, Angst und Depression können sich im Verlauf einer fortschreitenden COPD im Sinne eines Teufelskreises verselbstständigen.

Die körperliche Leistungseinschränkung trägt im Verlauf zum Rückzug aus dem Alltag und in der Folge zur sozialen Isolation bei, die wiederum Angst und Depression verstärken. Studien zeigen, dass dadurch sowohl die unmittelbare Lebensqualität, aber auch Infekt- (Exazerbations-)häufigkeit und die Anzahl an Krankenhausbehandlungen ungünstig beeinflusst werden. Ob es sich dabei um unabhängige oder inhaltlich im Zusammenhang stehende Phänomene handelt, ist noch nicht abschließend zu beurteilen.

Häufigkeit von Angst und Depression
Angaben zur Häufigkeit von Angst und Depression bei COPD-Patienten variieren ganz erheblich. So leiden sehr viele Patienten unter einzelnen Depressionssymptomen (bis zu 80%) oder Angstsymptomen (bis zu 75%). Zwei Drittel haben Panikattacken erlebt (67%). Das Vollbild einer depressiven Störung oder einer Angststörung ist bei COPD-Patienten auch häufiger als in der Allgemeinbevölkerung. So leiden in Studien zwischen 10 und 35% zeitweise unter einer Angststörung, 8-24% einer Panikstörung oder 17 bis 40% einer Depressionen. Diese stark auseinanderweichenden Zahlen lassen erkennen, dass uns exakte Angaben hierzu bislang fehlen. Es ist auch offen, ob COPD-Patienten vielleicht schon vor Beginn ihrer Erkrankung psychisch belasteter sind oder ob das allein eine Folge der Erkrankung ist.

Die unterschiedlichen Prozentangaben lassen sich auf methodisch unterschiedliche Untersuchungen zurückführen. So finden Erhebungen durch Interviews, die das Vollbild der psychischen Störungen überprüfen, lediglich Häufigkeiten zwischen 6 und 39%, wohingegen mindestens ein Drittel, in manchen Studien auch vier Fünftel aller Patienten in Fragebögen einzelne Angst-, Panik- und Depressionssymptome bejaht. Hierbei erschweren unterschiedliche Erhebungsinstrumente ebenso wie die Verschiedenartigkeit der untersuchten Patienten die Interpretation. So lassen sich Patienten mit Schweregrad I schlecht mit Patienten mit Schweregrad IV vergleichen oder Patienten, die stabil zu Hause leben mit Patienten, die notfallmäßig wegen eines schweren Infektes in die Klinik aufgenommen wurden. Auch dürften vielleicht das Geschlecht, die Kultur oder die Reaktion der Familie dabei eine Rolle spielen.

Risikofaktoren für das Auftreten von Angst und Depression sind dauerhafte Funktionsbeeinträchtigungen, ein zunehmender Verlust an subjektiver Krankheitskontrolle sowie das Nachlassen des Behandlungserfolgs trotz hochdosierter Medikation. Häufige und schwerwiegende Infekte (Exazerbationen) gehen ebenfalls mit einer gravierenderen psychischen Belastung einher.

Nicht allein ein Problem der fortgeschrittenen Stadien
Offenbar treten Angst und Depression bereits in den frühen Stadien der COPD auf und erfahren bei zunehmendem Schweregrad keine wesentliche Verstärkung. So konnte gezeigt werden, dass Angst im Stadium I und II nach GOLD mit ca. 40% ebenso häufig vorkam wie im Stadium III (38%) und Stadium IV (40%). Auch depressive Probleme waren bereits in den frühen Stadien bei den Patienten in gleichem Ausmaß vorhanden wie bei den höheren Schweregraden (Stadium III und IV). Diese Ergebnisse konnten durch eine eigene Studie an 133 stationären COPD-Patienten bestätigt werden.

Die Lebensqualität wird durch das gleichzeitige Vorhandensein von Angst und/oder Depression ganz wesentlich negativ geprägt. So zeigte eine schwedische Studie bei 383 untersuchten Patienten eine deutlich schlechtere Lebensqualität im Vergleich zu COPD-Patienten ohne psychische Symptome.
Dass auch der weitere Krankheitsverlauf durch das Vorhandensein von Angst und Depression geprägt ist, zeigte sich in einer amerikanischen Veröffentlichung. Hier konnte bei 610 Patienten mit einer hohen Depressionsrate eine erhebliche Zunahme der 1- und 3-Jahres-Sterblichkeit gesehen werden. Zudem war die Häufigkeit an Krankenhausbehandlungen ebenfalls bedeutend höher. Auch eine Studie an 491 COPD-Patienten aus dem asiatischen Raum zeigt, dass sowohl Angst als auch Depression die Exazerbationsfrequenz und die Zahl der Krankenhausaufenthalte wesentlich erhöhen.

Nicht zu vernachlässigen ist auch die Bedeutung psychischer Probleme im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft. So findet sich bei Patienten mit Depression und Angst eine schlechtere 6-Minuten-Gehstrecke. Dies bedeutet, dass psychische Symptome die Fähigkeit oder Bereitschaft zu körperlicher Aktivität zu beeinflussen scheinen.

Wann beginnt die Angst vor dem Ende?
COPD-Patienten machen sich oft frühzeitig Gedanken zu ihrem Sterben. Wir konnten in einer eigenen Studie eine aus Amerika berichtete Quote von fast 100% an Patienten mit sogenannten "End of Life Ängsten" zwar nicht bestätigen, dennoch stellt der angstvolle Blick auf die letzte Lebensphase, insbesondere auf die Art des Sterbens, für viele Patienten eine große Belastung dar. Viele Patienten wünschen sich von ihren behandelnden Ärzten Angaben zum weiteren Verlauf, zur eigenen Prognose, zu aktuellen Therapiemöglichkeiten, aber auch Therapiemöglichkeiten im späteren Verlauf sowie Informationen darüber, wie das eigene Sterben aussehen wird.

Im Rahmen einer eigenen Studie mit 133 stationären Patienten zeigte sich, dass bereits COPD-Patienten im Stadium II im gleichen Ausmaß unter "End of life"-Ängsten leiden wie solche im in fortgeschrittenen Krankheitsstadien III und IV. Patienten zeigen aber bei erfolgreicher Krankheitsbewältigung trotz chronischer Atemnot und verstärktem Krankheitserleben keine Zunahme der "End of Life"-Ängste über den Verlauf.

Totgeschwiegene Probleme
Trotz der Häufigkeit psychischer Probleme von COPD-Patienten werden diese im Alltag erstaunlich selten zwischen Ärzten und Patienten angesprochen. Es finden sich Studien, in denen kein Patient je mit den behandelnden Ärzten über seine Ängste gesprochen hat. Es ist tragisch, dass die mangelnde Kommunikation über diese psychischen Probleme einer Entlastung diesbezüglich im Wege steht.

Therapierealität
Besonders traurig ist es, dass die Mehrheit der betroffenen COPD-Patienten bis heute keine wirksame pharmakologische und/oder psychologische Unterstützung erhält. Die Diskrepanz zwischen Häufigkeit des Vorkommens psychischer Probleme und ihrer Behandlung ist ganz erheblich. In einer amerikanischen Telefonbefragung litten 61% von 1334 Patienten unter psychischen Problemen, insbesondere Angst. Lediglich 31% davon bekamen eine medikamentöse Behandlung. In keiner Studie wurde bisher mehr als ein Drittel der betroffenen Patienten medikamentös behandelt. Die Mehrheit erhält weder eine medikamentöse noch eine psychologische Behandlung ihrer psychischen Probleme.

Für eine medikamentöse Behandlung bieten sich angstlösende und/oder antidepressiv wirkende Medikamente in niedriger Dosierung an. Bei massiver Atemnot sollte der frühzeitige Einsatz von Morphinpräparaten nicht gescheut werden. Morphin - sehr niedrig dosiert - ist ein sehr wirksames Mittel gegen quälende Atemnot und sollte, wenn wirklich notwendig, frühzeitig eingesetzt werden. Es müssen aber nicht immer nur Medikamente sein.

Erfreulicherweise konnte gezeigt werden, dass psychologische Behandlungsansätze z.B. in Form von zwei verhaltenstherapeutischen Sitzungen zu einer erheblichen Abnahme von Angst und Depression im Verlauf führen. Ein wesentlicher Bestandteil ist dabei in der Regel die "Entkatastrophisierung" von bedrohlichen Gedanken, die die Angst und damit auch die Atemnot schüren.

Eine umfassende qualitativ hochwertige pneumologische Rehabilitationsbehandlung über 3-4 Wochen in unserer Klinik reduzierte auch ohne psychotherapeutische oder medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka das Ausmaß an Angst und Depression erheblich. Eine Kombination aus Rehabilitation und psychotherapeutischer Unterstützung führte in einer so behandelten Gruppe zu einer bedeutsamen Verbesserung des psychischen Befindens. Depression, Angst und Panikstörungen nahmen in zwei Studien durch Rehabilitation auch ohne gezielte Psychotherapie oder Psychopharmaka wesentlich ab.

Resümee
Depression, Angst und insbesondere Panikstörungen sind bei COPD-Patienten häufig und für den weiteren Verlauf von Bedeutung. Sie gehen mit gehäuften Krankenhauseinweisungen, längeren Liegezeiten im Krankenhaus, häufigeren Arztbesuchen und einer verschlechterten Lebensqualität einher. Zudem gibt es Hinweise auf ein vorzeitiges Versterben dieser Patienten.

Nur ein Drittel der betroffenen Patienten wird entsprechend medikamentös oder psychotherapeutisch angemessen behandelt. Auch das Ausmaß sogenannter "End of Life"-Ängste lässt es sinnvoll erscheinen, das Vorliegen solcher Ängste frühzeitig zu erfragen, um behutsam in eine Kommunikation hierzu eintreten zu können. Allein das Ansprechen dieser Themen bzw. das Relativieren oder Korrigieren mitunter erheblich übersteigerter Zukunftsängste sowie Zusagen für eine dauerhafte ärztliche Begleitung in der Zukunft sind für die Patienten enorm entlastend.

Von daher müssen Ärzte wie auch Patienten die Tatsache psychischer Begleitphänomene bei der COPD und deren Behandlung unbedingt in den Katalog der Therapiemaßnahmen mit aufnehmen. Bedenkt man, dass die medikamentösen Effekte bei COPD-Patienten im Hinblick auf Atemnot und Lungenfunktionseinschränkung eher beschränkt sind, so eröffnet ein solcher Therapieansatz neue Chancen und Möglichkeiten, die unbedingt genutzt werden müssen.

Beenden wir also die unverständliche aber doch vorhandene Sprachlosigkeit und machen Probleme wie Angst, Panikneigung und Depression mehr und mehr zum Thema im Umgang mit der Erkrankung COPD.

Um für die Zukunft noch viel mehr über dieses Thema zu lernen, möchten wir Sie einladen, an der Fragebogenaktion zu psychischen Begleiterscheinungen bei COPD teilzunehmen. Nur so können wir neue, wertvolle Erkenntnisse gewinnen und dann nutzbringend in Ihre Therapie und die anderer COPD-Patienten einbringen.

In Zusammenarbeit mit der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland bietet sich eine wirklich weltweit einzigartige Möglichkeit der seriösen, anonymen Datengewinnung, die wir unbedingt nutzen sollten.

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Dr. Klaus Kenn Chefarzt Schön Klinik Berchtesgadener Land, Kerstin Kühl

Jens Lingemann
Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland


Tel.: 02324 - 999 000
E-Mail: shg@lungenemphysem-copd.de

Hattingen, 01. Mai 2013

(Weitere interessante Gold News & Gold Infos können Sie auch >> hier << lesen.)

Veröffentlicht von >> Jens-Lingemann << auf http://www.freie-pressemitteilungen.de/modules.php?name=PresseMitteilungen - dem freien Presseportal mit aktuellen News und Artikeln


COPD - Auswirkungen auf Alltag, Psyche und Lebensqualität

Angst und Depression bei COPD - ein unterschätztes Begleitphänomen?
Wir wissen heute, dass die COPD nicht mehr nur als Lungenerkrankung zu sehen ist, sondern vielmehr eine Reihe von anderen Begleitphänomenen das Krankheitserleben mitbestimmen, den Verlauf beeinflussen und somit für den gesamten Behandlungsansatz von Bedeutung sind. Das psychische Befinden spielt neben Veränderungen am Herz-Kreislauf-System, der Muskulatur, dem Knochen sowie Stoffwechsel-Phänomenen eine immer noch vergleichsweise wenig beachtete und scheinbar untergeordnete Rolle.

In den bisherigen Studien wurde v. a. die Depression beleuchtet. Aktuell rücken aber Angst- und Paniksymptome zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses. COPD-Patienten erleben nicht nur häufig Angst oder Panik bei Atemnot, sondern viele leiden auch unter Ängsten bzgl. des Fortschreitens der Krankheit oder unter Ängsten, die sich auf die Endphase des Lebens ("End of Life Ängste") beziehen.
Mit Blick auf die Bedrohlichkeit des Hauptsymptoms Atemnot ist ein sich gegenseitiges Bedingen von körperlichem (Atemeinschränkung) und psychischem Befinden (Not beim Atmen) nicht überraschend. Atemnot, Angst und Depression können sich im Verlauf einer fortschreitenden COPD im Sinne eines Teufelskreises verselbstständigen.

Die körperliche Leistungseinschränkung trägt im Verlauf zum Rückzug aus dem Alltag und in der Folge zur sozialen Isolation bei, die wiederum Angst und Depression verstärken. Studien zeigen, dass dadurch sowohl die unmittelbare Lebensqualität, aber auch Infekt- (Exazerbations-)häufigkeit und die Anzahl an Krankenhausbehandlungen ungünstig beeinflusst werden. Ob es sich dabei um unabhängige oder inhaltlich im Zusammenhang stehende Phänomene handelt, ist noch nicht abschließend zu beurteilen.

Häufigkeit von Angst und Depression
Angaben zur Häufigkeit von Angst und Depression bei COPD-Patienten variieren ganz erheblich. So leiden sehr viele Patienten unter einzelnen Depressionssymptomen (bis zu 80%) oder Angstsymptomen (bis zu 75%). Zwei Drittel haben Panikattacken erlebt (67%). Das Vollbild einer depressiven Störung oder einer Angststörung ist bei COPD-Patienten auch häufiger als in der Allgemeinbevölkerung. So leiden in Studien zwischen 10 und 35% zeitweise unter einer Angststörung, 8-24% einer Panikstörung oder 17 bis 40% einer Depressionen. Diese stark auseinanderweichenden Zahlen lassen erkennen, dass uns exakte Angaben hierzu bislang fehlen. Es ist auch offen, ob COPD-Patienten vielleicht schon vor Beginn ihrer Erkrankung psychisch belasteter sind oder ob das allein eine Folge der Erkrankung ist.

Die unterschiedlichen Prozentangaben lassen sich auf methodisch unterschiedliche Untersuchungen zurückführen. So finden Erhebungen durch Interviews, die das Vollbild der psychischen Störungen überprüfen, lediglich Häufigkeiten zwischen 6 und 39%, wohingegen mindestens ein Drittel, in manchen Studien auch vier Fünftel aller Patienten in Fragebögen einzelne Angst-, Panik- und Depressionssymptome bejaht. Hierbei erschweren unterschiedliche Erhebungsinstrumente ebenso wie die Verschiedenartigkeit der untersuchten Patienten die Interpretation. So lassen sich Patienten mit Schweregrad I schlecht mit Patienten mit Schweregrad IV vergleichen oder Patienten, die stabil zu Hause leben mit Patienten, die notfallmäßig wegen eines schweren Infektes in die Klinik aufgenommen wurden. Auch dürften vielleicht das Geschlecht, die Kultur oder die Reaktion der Familie dabei eine Rolle spielen.

Risikofaktoren für das Auftreten von Angst und Depression sind dauerhafte Funktionsbeeinträchtigungen, ein zunehmender Verlust an subjektiver Krankheitskontrolle sowie das Nachlassen des Behandlungserfolgs trotz hochdosierter Medikation. Häufige und schwerwiegende Infekte (Exazerbationen) gehen ebenfalls mit einer gravierenderen psychischen Belastung einher.

Nicht allein ein Problem der fortgeschrittenen Stadien
Offenbar treten Angst und Depression bereits in den frühen Stadien der COPD auf und erfahren bei zunehmendem Schweregrad keine wesentliche Verstärkung. So konnte gezeigt werden, dass Angst im Stadium I und II nach GOLD mit ca. 40% ebenso häufig vorkam wie im Stadium III (38%) und Stadium IV (40%). Auch depressive Probleme waren bereits in den frühen Stadien bei den Patienten in gleichem Ausmaß vorhanden wie bei den höheren Schweregraden (Stadium III und IV). Diese Ergebnisse konnten durch eine eigene Studie an 133 stationären COPD-Patienten bestätigt werden.

Die Lebensqualität wird durch das gleichzeitige Vorhandensein von Angst und/oder Depression ganz wesentlich negativ geprägt. So zeigte eine schwedische Studie bei 383 untersuchten Patienten eine deutlich schlechtere Lebensqualität im Vergleich zu COPD-Patienten ohne psychische Symptome.
Dass auch der weitere Krankheitsverlauf durch das Vorhandensein von Angst und Depression geprägt ist, zeigte sich in einer amerikanischen Veröffentlichung. Hier konnte bei 610 Patienten mit einer hohen Depressionsrate eine erhebliche Zunahme der 1- und 3-Jahres-Sterblichkeit gesehen werden. Zudem war die Häufigkeit an Krankenhausbehandlungen ebenfalls bedeutend höher. Auch eine Studie an 491 COPD-Patienten aus dem asiatischen Raum zeigt, dass sowohl Angst als auch Depression die Exazerbationsfrequenz und die Zahl der Krankenhausaufenthalte wesentlich erhöhen.

Nicht zu vernachlässigen ist auch die Bedeutung psychischer Probleme im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft. So findet sich bei Patienten mit Depression und Angst eine schlechtere 6-Minuten-Gehstrecke. Dies bedeutet, dass psychische Symptome die Fähigkeit oder Bereitschaft zu körperlicher Aktivität zu beeinflussen scheinen.

Wann beginnt die Angst vor dem Ende?
COPD-Patienten machen sich oft frühzeitig Gedanken zu ihrem Sterben. Wir konnten in einer eigenen Studie eine aus Amerika berichtete Quote von fast 100% an Patienten mit sogenannten "End of Life Ängsten" zwar nicht bestätigen, dennoch stellt der angstvolle Blick auf die letzte Lebensphase, insbesondere auf die Art des Sterbens, für viele Patienten eine große Belastung dar. Viele Patienten wünschen sich von ihren behandelnden Ärzten Angaben zum weiteren Verlauf, zur eigenen Prognose, zu aktuellen Therapiemöglichkeiten, aber auch Therapiemöglichkeiten im späteren Verlauf sowie Informationen darüber, wie das eigene Sterben aussehen wird.

Im Rahmen einer eigenen Studie mit 133 stationären Patienten zeigte sich, dass bereits COPD-Patienten im Stadium II im gleichen Ausmaß unter "End of life"-Ängsten leiden wie solche im in fortgeschrittenen Krankheitsstadien III und IV. Patienten zeigen aber bei erfolgreicher Krankheitsbewältigung trotz chronischer Atemnot und verstärktem Krankheitserleben keine Zunahme der "End of Life"-Ängste über den Verlauf.

Totgeschwiegene Probleme
Trotz der Häufigkeit psychischer Probleme von COPD-Patienten werden diese im Alltag erstaunlich selten zwischen Ärzten und Patienten angesprochen. Es finden sich Studien, in denen kein Patient je mit den behandelnden Ärzten über seine Ängste gesprochen hat. Es ist tragisch, dass die mangelnde Kommunikation über diese psychischen Probleme einer Entlastung diesbezüglich im Wege steht.

Therapierealität
Besonders traurig ist es, dass die Mehrheit der betroffenen COPD-Patienten bis heute keine wirksame pharmakologische und/oder psychologische Unterstützung erhält. Die Diskrepanz zwischen Häufigkeit des Vorkommens psychischer Probleme und ihrer Behandlung ist ganz erheblich. In einer amerikanischen Telefonbefragung litten 61% von 1334 Patienten unter psychischen Problemen, insbesondere Angst. Lediglich 31% davon bekamen eine medikamentöse Behandlung. In keiner Studie wurde bisher mehr als ein Drittel der betroffenen Patienten medikamentös behandelt. Die Mehrheit erhält weder eine medikamentöse noch eine psychologische Behandlung ihrer psychischen Probleme.

Für eine medikamentöse Behandlung bieten sich angstlösende und/oder antidepressiv wirkende Medikamente in niedriger Dosierung an. Bei massiver Atemnot sollte der frühzeitige Einsatz von Morphinpräparaten nicht gescheut werden. Morphin - sehr niedrig dosiert - ist ein sehr wirksames Mittel gegen quälende Atemnot und sollte, wenn wirklich notwendig, frühzeitig eingesetzt werden. Es müssen aber nicht immer nur Medikamente sein.

Erfreulicherweise konnte gezeigt werden, dass psychologische Behandlungsansätze z.B. in Form von zwei verhaltenstherapeutischen Sitzungen zu einer erheblichen Abnahme von Angst und Depression im Verlauf führen. Ein wesentlicher Bestandteil ist dabei in der Regel die "Entkatastrophisierung" von bedrohlichen Gedanken, die die Angst und damit auch die Atemnot schüren.

Eine umfassende qualitativ hochwertige pneumologische Rehabilitationsbehandlung über 3-4 Wochen in unserer Klinik reduzierte auch ohne psychotherapeutische oder medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka das Ausmaß an Angst und Depression erheblich. Eine Kombination aus Rehabilitation und psychotherapeutischer Unterstützung führte in einer so behandelten Gruppe zu einer bedeutsamen Verbesserung des psychischen Befindens. Depression, Angst und Panikstörungen nahmen in zwei Studien durch Rehabilitation auch ohne gezielte Psychotherapie oder Psychopharmaka wesentlich ab.

Resümee
Depression, Angst und insbesondere Panikstörungen sind bei COPD-Patienten häufig und für den weiteren Verlauf von Bedeutung. Sie gehen mit gehäuften Krankenhauseinweisungen, längeren Liegezeiten im Krankenhaus, häufigeren Arztbesuchen und einer verschlechterten Lebensqualität einher. Zudem gibt es Hinweise auf ein vorzeitiges Versterben dieser Patienten.

Nur ein Drittel der betroffenen Patienten wird entsprechend medikamentös oder psychotherapeutisch angemessen behandelt. Auch das Ausmaß sogenannter "End of Life"-Ängste lässt es sinnvoll erscheinen, das Vorliegen solcher Ängste frühzeitig zu erfragen, um behutsam in eine Kommunikation hierzu eintreten zu können. Allein das Ansprechen dieser Themen bzw. das Relativieren oder Korrigieren mitunter erheblich übersteigerter Zukunftsängste sowie Zusagen für eine dauerhafte ärztliche Begleitung in der Zukunft sind für die Patienten enorm entlastend.

Von daher müssen Ärzte wie auch Patienten die Tatsache psychischer Begleitphänomene bei der COPD und deren Behandlung unbedingt in den Katalog der Therapiemaßnahmen mit aufnehmen. Bedenkt man, dass die medikamentösen Effekte bei COPD-Patienten im Hinblick auf Atemnot und Lungenfunktionseinschränkung eher beschränkt sind, so eröffnet ein solcher Therapieansatz neue Chancen und Möglichkeiten, die unbedingt genutzt werden müssen.

Beenden wir also die unverständliche aber doch vorhandene Sprachlosigkeit und machen Probleme wie Angst, Panikneigung und Depression mehr und mehr zum Thema im Umgang mit der Erkrankung COPD.

Um für die Zukunft noch viel mehr über dieses Thema zu lernen, möchten wir Sie einladen, an der Fragebogenaktion zu psychischen Begleiterscheinungen bei COPD teilzunehmen. Nur so können wir neue, wertvolle Erkenntnisse gewinnen und dann nutzbringend in Ihre Therapie und die anderer COPD-Patienten einbringen.

In Zusammenarbeit mit der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland bietet sich eine wirklich weltweit einzigartige Möglichkeit der seriösen, anonymen Datengewinnung, die wir unbedingt nutzen sollten.

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Dr. Klaus Kenn Chefarzt Schön Klinik Berchtesgadener Land, Kerstin Kühl

Jens Lingemann
Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland


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E-Mail: shg@lungenemphysem-copd.de

Hattingen, 01. Mai 2013

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